March 21, 2020

Vertrauen

Das Paradoxon des Vertrauens

Letztlich wünschen sich alle ein Betriebsklima, das von

Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Vertrauen und Vertrautheit: Die Unterscheidung ist wichtig

Vertrauen und Vertrautheit: Die Unterscheidung ist wichtig

Eine recht spannende Studie der Universität von Kalifornien in Berkeley kam vor einiger Zeit zu dem Ergebnis, dass wir schon nach 20 Sekundeninstinktiv entscheiden, wem wir vertrauen können – und wem nicht. Das gilt vor allem für Menschen mit hoher Empathie.

Allerdings – und das muss man auch sagen – ist dies zu dem Zeitpunkt nur ein Bauchgefühl. Ein Restmisstrauen bleibt immer.

Nur: Warum ist das so? Warum vertrauen und misstrauen wir gleichermaßen, obwohl ersteres doch eigentlich die größeren Vorteile hat?

Nur allzu oft wird Vertrauen mit Vertrautheitverwechselt. Ein Fehler. Beide Begriffe klingen zwar ähnlich, sind aber allenfalls verwandt:

  • Vertrautheit entsteht, wenn man sich besser kennenlernt, eine Weile zusammenarbeitet oder miteinander Geschäfte macht.
  • Die jedoch dem Vertrauen innewohnende Gewissheit, sich auf den anderen wirklich verlassen zu können, entsteht erst unter Krisenbedingungen.

Es sind allein solche Schlechtwetterphasen, die den Rahmen für die anschließende Metamorphose bilden, in der sich die Vertrautheitbewährt und in Vertrauen verwandelt. Oder eben auch nicht.

Lenin wird der Ausspruch in den Mund gelegt „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser„. So erstrebenswert Vertrauen auch ist: In seiner Absolutheit wird Vertrauen zu Recht als blind und naiv geächtet und muss zwangsläufig enttäuscht werden. Oder kurz:

Gesundes Vertrauen kennt Grenzen

Eines dieser Limits steckt schon in jedem Einzelnen von uns: Weil sich Vertrauen bewähren, sprich wachsen muss, lässt es sich nicht erzwingen oder gar beschleunigen. Es ist kein Instantprodukt, sondern ein Reifungsprozess.

Das bedeutet, dass es Konsequenzen hat, wenn wir einander vertrauen (wollen). Dazu gehört der Verzicht auf kurzfristige Vorteile, auf all die kleinen fiesen Tricks und Winkelzüge, mit denen man zwar Karriere machen, aber kein Vertrauen bilden kann:

  • das Profilieren auf Kosten anderer
  • das Verschweigen eigener Unzulänglichkeiten
  • Aufgaben schönreden
  • Allianzen schmieden
  • das Ausnutzen von Schwächen bei Kollegen wie Untergebenen

Nichts schafft und erhält Vertrauen so sehr, wie regelmäßig und offen miteinander zu reden.

Nichts schafft und erhält Vertrauen so sehr, wie regelmäßig und offen miteinander zu reden.

  1. Bleiben Sie authentisch.Sagen Sie, was Sie meinen, glauben, fühlen und tun Sie, was Sie sagen. Das ist das Grundprinzip derAuthentizität – oder: Vertrauenswürdigkeit. Freilich sollten Sie nicht immer alles sofort und ungefiltert ausplaudern.
  2. Seien Sie ehrlich.Im Job kann man nicht alles sagen. Mancher Chef weiß um Betriebsgeheimnisse, die eben nicht jeder im Betrieb wissen muss. Doch bevor Sie lügen:Schweigen Sie lieber. Oder sagen Sie ganz ehrlich: „Darüber kann ich nicht sprechen. Noch nicht.“
  3. Gehen Sie offen mit Fehlern um.Diese Punkt verdient eine Extra-Erwähnung, weil er im Job so oft unterschlagen wird. Gerade Chefs Vorbilder eben, sollten beweisen, dass Fehler machen, keine Schande ist – nur nichts daraus zu lernen. Lassen Sie die Kollegen also an Ihren Lern-Erfolgenteilhaben!
  4. Lassen Sie sich Zeit.
  5. Weder Rom noch Vertrauen lassen sich in einem Tag aufbauen. Nicht zuletzt braucht es irgendwann auch eine Bewährungsprobe, um das Band zu festigen.
  6. Vertrauen ist zwar gut – ein Beweis zu gegebener Zeit aber besser.

Darüber hinaus gibt es weitere Verhaltensweisen, die gegenseitiges Vertrauen (im Beruf) stärken und fördern:

  • Offenheit gegenüber Vorschlägen und abweichenden Meinungen.
  • Ehrlichkeit in Bezug auf eigene Intentionen.
  • Interesse an den Mitarbeitern/Kollegen und ihren beruflichen wie persönlichen Problemen.
  • Eine Einladung an Personen, ebenfalls Entscheidungen zu treffen.
  • Eine offene und angstfreie Gesprächskulturin Meetings.
  • Großzügigkeit bei der Weitergabe von Wissen und Kontakten.
  • Versprechen geben – und diese halten.
  • Eine Kritikkultur, die Ideen jeder Art in Lernprozesse transformiert.
  • Gerechte und transparente Leistungsbeurteilung – und entsprechende Bezahlung.