1. (D) Das Projekt "Handwerkerzeile" / "Schneiderkass"
In den Materialien zur Dorfforschung können wir größtenteils über Traditionen, Feste und Bräuche lesen und hören. Wir, als Nachfahren von Sulker Handwerkern planen schon lange, diesem weniger erforschten Thema der Dorfgeschichte nachzugehen, das uns auch persönlich wichtig ist. Wir möchten mit diesem Blog den Handwerkern ein Denkmal setzen, die in Szulok gewirkt und den Dorfbewohnern gedient haben, über die noch Material und Daten erreichbar sind, von der Neubesiedlung des Dorfes im 18. Jh. bis Ende des 20. Jh.
Statt eines Buches oder Broschüre starten wir einen Blog, in dem wir über die Entstehung der Handwerkerzeile, über die Handwerker, ihre Bräuche, Kleidung und ihren Beitrag zum kulturellen Leben des Dorfes schreiben. Diese moderne und flexible Form erlaubt uns, die bearbeiteten Themen später fortlaufend um neue Daten zu ergänzen und unsere Leser stärker mit einzubeziehen.
Die Geschichte des Dorfes hat uns schon länger beschäftigt, wir sammeln schon über viele Jahre hindurch wissenschaftliche Arbeiten und Zeitungsartikel über Szulok, die Erinnerungen von älteren Dorfbewohnern und Fotos. Für dieses Projekt sammeln wir weitere Daten im Archiv in Kaposvár, in den Museen, in der Fachliteratur und haben auch bisher schon sehr viele Informationen und viel interessantes Material von den Sulkern bekommen.
Das Blogger-Team
Ich bin 1956 in Szulok geboren. Die Mutter meiner Großmutter väterlicherseits stammt aus Schlesien. Mein Vater war Handwerker der 4. Generation.
Meine Großmutter zog mit ihren Eltern und Geschwistern 1899 aus Schlesien in diese Gegend. Mein Großvater, dessen Vater Maurer und er selbst Tischler war hat in die Familie eingeheiratet. Sein Sohn, mein Vater, war 1921 geboren und wurde bei meinem Großvater Lehrling, Geselle und später Tischlermeister. Bis zu seinem Tod war sein Beruf sein ein und alles. Nicht nur im Dorf, sondern im benachbarten Dorf Kálmáncsa und in vielen Häusern der Ortschaften am Südufer des Balatons stehen seine Möbel. Er zählte noch zu den Tischlern, die alles selbst gemacht haben: Maß genommen, Pläne erstellt, Möbel hergestellt, lackiert, gemalt und Glas eingesetzt haben.
Ich wohne selbstverständlich in der mittleren Häuserzeile - in der sog. Handwerkerzeile des Dorfes. Ich lebe auch heute noch in Szulok.
Meine ehemalige Klassenlehrerin erwähnte vor gut 20 Jahren, dass es sich lohnen würde, die Geschichte der Handwerkerzeile zu erforschen - das Thema fand ich sehr interessant, ich habe mich schon immer für Heimatforschung interessiert.
2017 wurde ein Handbuch über die Dorfarchitektur erstellt - Település Arculati Kézikönyv. In diesem Handbuch wird die mittlere Häuserzeile gar nicht ewähnt, obwohl sie sehr wohl zur Baugeschichte des Dorfes dazugehört. In 73% der Häuser dieser Häuserzeile haben von Anfang des 20. Jhs. Handwerker gelebt. Damals habe ich beschlossen, dass ich die Häuserzeile erfosche. Den Plan habe ich dann in meinem ersten Jahr im Ruhestand in die Tat umgesetzt.
Meine Vorfahren waren eingesiedelte Deutsche aus dem Komitat Tolna. Meine Mutter wuchs seit ihrem 9. Lebensjahr bei ihrem Onkel auf, der in Szulok als Barbier und Friseur gearbeitet hat. Mein Vater kam von Beruf wegen ins Dorf - er wurde Geselle bei meinem Großvater. Ich bin 1945 in Szulok geboren und lebte bis 1979 dort. 20 Jahre habe ich in der Dorfschule verbracht, 8 davon als Schülerin und 12 Jahre lang arbeitete ich dort als Lehrerin für Ungarisch und Geschichte. Wir haben damals mit den Kindern viel Material - Gegenstände, Fotos zur Dorfgeschichte und zu den deutschen Bräuchen im Dorf gesammelt. 1971 haben wir z.B. für eine Ausschreibung 36 Fotos eingesendet - davon haben wir viele im Museum von Kaposvár und verschiedenen Büchern und Artikeln zu Ethnographie wiedergefunden, aber auch in Artikeln der Zeitung "Somogyi Néplap". (Somogy Néprajza 2: Anyagi kultúra kötetben (szerk. Knézy Judit 1980 Kaposvár, A somogyi parasztgyermekek életének kutatása (Knézy Judit, Somogyi Múzeumok Közleményei, Kaposvár 1981).
Ich wirkte damals auch bei der Sammlung von geographischen Namen mit, wobei ich viel Unterstützung von meinem Vater und Pfeffer István bekommen habe. Die Sulker Ortsnamen sind im Buch Várkonyi Imre - Király Lajos et al.: Somogy megye földrajzi nevei, Budapest, 1974 (Szulok: Eintrag Nr. 236) erschienen.
1979 bin ich mit meiner Familie nach Kaposvár gezogen, seitdem lebe ich hier. Bis zu meinem Ruhestand in 2003 war ich Lehrerin an der Praktikumsgrundschule der Pädagogischen Hochschule von Kaposvár.
Wir arbeiten nicht das erste mal zusammen mit Gertrúd: In der Grundschule war ich 3 Jahre lang, ab der 6. Klasse ihre Klassenlehrerin. Später haben wir uns oft beruflich getroffen und wir redeten oft über den Plan, die Geschichte der Sulker Handwerker zu erforschen. Wir haben vorgenommen, den Plan in Tat umzusetzen, wenn wir beide schon im Ruhestand sind...
Unser Team bekommt Unterstützung von meiner Tochter, Szklenár (Huber) Judit - als Deutschlehrerin hilft sie uns bei der Auffindung und Übersetzung von deutschsprachigen Quellen und bei der Digitalisierung des Materials.
Wir brauchen Ihre Hilfe!
Sind Sie Nachfahre von Sulker Handwerkern? Möchten Sie Ihren Vorfahren ein Denkmal setzen? Kontaktieren Sie uns - Szetecska Gertrúd persönlich in Szulok, oder schreiben Sie uns: [email protected] vagy a huberneeva@gmail.
Jede Information ist interessant: Wann und wo im Dorf haben Ihre Vorfahren gelebt, wo und wann haben sie ihr Handwerk gelernt, wann haben sie in Szulok ihr Handwerk aufgebaut, ihre beruflichen Erfolge, ihre Produkte und Spezialitäten...
Wenn Sie Fotos von Ihren Vorfahren haben - z.B. bei der Arbeit, oder Fotos vom alten Haus und von der Werkstatt, oder wenn Sie zu Hause noch Gebrauchsgegenstände, Werkzeug, Produkte haben, die Sie uns zeigen oder fotografieren können, melden Sie sich bei uns! Sie können uns digital Fotos zuschicken, aber auch normale Fotos, die Originale bekommen Sie nach dem Einscannen zurück.
Wir möchten uns ganz herzlich für die vielen Fotos und die Hilfe bedanken, die wir bisher bekommen haben: Großer Dank geht an Gadár László, Héli Ferenc, Váradi Ágnes, Ángyán Éva, Nagy Lászlóné Kővári Éva, Szikinger János und Szikinger Andrea, Belovárecz István, Pfeiffer Mátyás, Kresz Györgyné Bajcsi Mária, Kovács Roland, Turóczi István und Jankovics Lászlóné Berger Borbála.
Einige Fotos aus der Sammlung:
Liebe Leser, wir bedanken uns für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung im Voraus, für Materialien, Informationen - als Mail oder in den Kommentaren des Blogs.
Wir würden uns auch sehr freuen, wenn unsere jüngeren LeserInnen ihren Groß- und Urgroßeltern den Blog zeigen würden.